Die Schlagzeilen:

Eine Privatinitiative auf Hochtouren: klassische Renntourenwagen, gefahren von enthusiastischen Privatsammlern und einstigen DTM-Publikumshelden

Ein starkes Starterfeld: eine bunte Vielfalt wie in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft Ende der achtziger Jahre und zu Beginn der Neunziger

Ein volles Programm: sechs Renntermine bei hochkarätigen Veranstaltungen in der Saison 2017, zwei davon im Rahmenprogramm der DTM

Zwei starke Stimmen: Streckensprecher-Legende Rainer Braun kommentiert gemeinsam mit Christa Haas vier Wertungsläufe der Tourenwagen Classics

1987 kam Marc Hessel aus Bonn als BMW-Nachwuchspilot in die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM). Der 22-jährige Architektur-Student mit dem Kurzhaarschnitt etablierte sich schnell in der ersten Bundesliga des Motorsports. Schon beim zweiten Renneinsatz, dem Bergischen Löwen im Regen von Zolder/Belgien, stand der BMW-Junior als Sieger auf der obersten Stufe des Treppchens. Nur mit dem DTM-Titelgewinn wollte es nicht klappen. Eric van de Poele, Hessels belgischer Teamgefährte, sicherte sich in einer denkwürdigen Finalpartie auf dem Salzburgring die Meisterschaft.

Drei Jahrzehnte später ist Marc Hessel, inzwischen 52-jährig, noch immer im Tourenwagen-Rennsport aktiv. Zuletzt ist dies am 25. September 2016 auf dem Salzburgring der Fall gewesen – mit jenem BMW 635 CSi der Gruppe 2, mit dem Helmut Kelleners und Umberto Grano 1981 die Tourenwagen-Europameisterschaft einfuhren. Das elegante Coupé mit den Kotflügel-Verbreiterungen, ursprünglich aufgebaut durch den Schweizer Ruedi Eggenberger, befindet sich in einem bemerkenswert guten Zustand. Dafür sorgt Jürg Dürig, seit dem Ende der Gruppe 2 1982 der Besitzer und Fahrer in Personalunion. Der Eidgenosse ist kein Einzelfall. Drei Dutzend klassischer Renntourenwagen der achtziger und neunziger Jahre sind inzwischen wieder einsatzbereit. Sie werden vornehmlich von Privatleuten mit großem Enthusiasmus in Bestform gehalten. Zu dieser Gruppe gehört nicht zuletzt Ralph Bahr aus Wiesbaden. Als Besitzer eines Zweiliter-BMW 320i aus der STW-Meisterschaft kam er bereits im Jahr 2012 zu der Feststellung, dass eine Einsatzmöglichkeit speziell für klassische Renntourenwagen im deutschsprachigen Raum nicht existierte.

Diese Auffassung teilten verschiedene Besitzer ähnlicher Fahrzeuge. Zwar bestand für sie die Möglichkeit, in anderen historischen Serien mitzufahren. Wirklich zielführend war diese Perspektive allerdings nicht, wie Ralph Bahr unterstreicht. „Es ging uns von Anfang an nicht nur um unser Fahr-Vergnügen – sondern auch darum, diese wichtige und vor allem populäre Epoche des Motorsports angemessen zu präsentieren. Das Revival der Deutschen Automobil-Rennsportmeisterschaft im Rahmen des AvD-Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring stellte die Frage in den Raum, warum nicht längst ein Format nur für unsere Tourenwagen existierte.” Ralph Bahr formierte zusammen mit Marc Hessel und Alexander Ferreira die Szene und ließ im Vorfeld der Saison 2016 ein eigenständiges Veranstaltungsformat folgen. Die Tourenwagen Classics gingen erstmals auf dem Nürburgring an den Start, und mit dem 49-jährigen Bayern Armin Dellkamm sicherte sich der spätere Titelgewinner den ersten Sieg bei einer Einzelveranstaltung. Sein Einsatzfahrzeug: ein blauer BMW M3 E30, den der Privatier Hans Kalaschek aus Höhenkirchen von 1988 an in der DTM an den Start brachte. Die Nachricht von der Rückkehr der klassischen DTM- und STW-Tourenwagen erreichte nicht nur Rennsportfreunde unterschiedlicher Altersklassen, sondern auch ehemalige Fahrer. Immer mehr von ihnen zeigten Interesse an (Gast-)Einsätzen.

Das traf auch auf Marc Hessel zu, Gründungsmitglied der Tourenwagen Classics. Gemeinsam mit Ralph Bahr und Alexander Ferreira ist er eine der drei tragenden Säulen. Der Erfolg der gemeinsamen Anstrengungen: Beim Finalrennen der Saison 2016 auf dem Salzburgring saßen weitere DTM- und STW-Helden von einst hinter den Lenkrädern. Neben Marc Hessel starteten Altfrid Heger, Hubert Haupt, Christian Danner und Alexander Burgstaller. Auch in der bevorstehenden Saison 2017 wird dies der Fall sein, denn der Ruf der klassischen Renntourenwagen verbreitet sich rasend schnell. Sechs erstklassige Veranstaltungen stehen auf dem Programm, zwei im Rahmen der heutigen DTM. Das Highlight schlechthin wird Ende Juni/Anfang Juli auf dem Nürnberger Norisring stattfinden. Aus heutiger Sicht kam es vor drei Jahren dort zu einem ersten Vorgeschmack, als Promoter Alexander Ferreira mit seinem „Tourenwagen Revival” im Juni 2014 den überwiegenden Teil im 28 Wagen umfassenden Starterfeld der „Norisring Race Classics” stellte.

Mit einem nochmals geschärften Profil konzentrieren sich die Tourenwagen Classics auf Original-Fahrzeuge in den Bauständen der jeweiligen Epochen. Für maximale Chancengleichheit sorgen fünf gleichberechtigte Wertungsgruppen. So kann ein Opel Kadett mit 285 PS aus zwei Litern Hubraum im Wettbewerb mit einer C Klasse von Mercedes-Benz auf dem Entwicklungsstand der International Touringcar Series (ITC) 1996, seinerzeit gefahren von Jan Magnussen oder Juan Pablo Montoya, durchaus bestehen. Ein solcher Hightech-Bolide ist ebenfalls am Start. Im Alfa Romeo 155 GTA findet er einen ebenbürtigen Sparringspartner, zumal Christian Danner schon einmal am Volant des roten Italo-Renners drehte.

Fazit: Es liegt Spannung in der Luft, zumal zwei starke Stimmen mit DTM-Vergangenheit am Mikrofon sitzen und die Zeitreise vollkommen werden lassen: Rainer Braun und Christa Haas haben sich bereit erklärt, zumindest bei vier Veranstaltungen an ihre legendären TV-Übertragungen auf „3SAT” zu erinnern. Darüber hinaus stellt ein umfassendes Medienpaket sicher, dass sich die Botschaft von der Wiederkehr der BMW, Audi, Alfa Romeo, Mercedes-Benz, Opel, Ford und anderen Marken immer weiter verbreitet. Die Saison nimmt am dritten Wochenende im Mai im dänischen Aarhus, der Kulturhauptstadt Europas 2017, an Fahrt auf – mit einem wohlbekannten Gaststarter. Der Einheimische Kurt Thiim, DTM-Titelträger 1986 auf dem Rover Vitesse von Frieder Nickel aus Aachen, greift mit einem Mercedes 190E 2.5-16 Evo II des Jahrgangs 1991 in das Geschehen ein, und nicht nur für ihn, den sie einst „Dansky” genannt haben, gilt die Devise: Spätere Wiederholungen nicht ausgeschlossen!

Kontakt:

Tourenwagen Classics

c/o Ralph Bahr

Wilhelminenstr. 45

65193 Wiesbaden

Tel: 0173 1644114

www.tourenwagen-classics.de