Die Schlagzeilen:
Klassensieg für das Geburtstagskind: Jannis Bernd fährt im Mercedes 190E DTC in der Klasse 5 voraus, sein Markenkollege Oliver Sellnick überrascht zusammen mit Jörg Bratke auf dem zweiten Klassenrang.
Tadellose Vorstellung für den Youngster im Feld: Yannik Trautwein krönt ein starkes Wochenende mit dem dritten Gesamtrang – im Zweiliter-BMW 320i STW. Natürlich gewinnt auch er seine Klasse.
Triumph des DTM-Helden: Christian Danner beschert sich selbst und dem Fahrzeugbesitzer Stefan Rupp einen ungefährdeten Tagessieg mit dem Alfa Romeo 155 V6 ti aus dem ITC-Schicksalsjahr 1996.
Bei regnerischem, kaltem Eifel-Wetter zeigten sich Stephan Rupp und DTM-Legende Christian Danner den schwierigen Verhältnissen am besten gewachsen. Mit ihrem Allrad-getriebenen Alfa Romeo 155 V6 ti sicherten sich die beiden Bayern den Gesamtsieg beim fünften Wertungslauf der Tourenwagen Classics im Rahmen der heutigen DTM auf dem Nürburgring. Für Fahrzeugbesitzer Rupp war es nach langer Pechsträhne bereits der zweite Saisonerfolg; Klaus Ludwig hingegen ging bei seinem Serien-Einstieg leer aus. Nach souveräner Fahrt auf dem dritten Rang musste er nach dem Fahrerwechsel zur Rennmitte tatenlos zusehen, wie sein Teampartner Markus Wüstefeld zuerst in einen Dreher und anschließend in eine Kollision verwickelt wurde. Youngster Yannik Trautwein legte als neuer Drittplatzierter im STW-BMW 320i großes fahrerisches Talent an den Tag.
Bereits im ersten freien Training am frühen Freitagnachmittag zeigte sich zweierlei: Erstens würde es kalt und nass werden am zweiten September-Wochenende auf dem Nürburgring, zweitens würde am Alfa Romeo 155 V6 ti ITC von Stephan Rupp kein Weg vorbeiführen. Gemeinsam mit DTM-Legende und RTL-Kommentator Christian Danner gab der Landshuter Unternehmer von Anbeginn eindeutig den Ton an, zum Teil mit einem Vorsprung von vier Sekunden auf den Zweitplatzierten. Auf der rutschigen Piste war der Allradler aus Italien klar im Vorteil. Anton Werner, mit dem Klasse-1-Prototypen von Audi Sport ebenfalls mit vier angetriebenen Rädern ausgestattet, agierte unauffälliger als zuletzt vor vier Wochen beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring. An der Zeitenjagd um die Pole-Position des Trainingsschnellsten beteiligte er sich nicht. Hingegen mischten gleich drei STW-BMW 320i mit ihren Zweiliter-Motoren von Anfang an vorne mit. Als Drittplatzierter überraschte Yannick Trautwein bereits im ersten Durchgang, diese Position sollte er das ganze Wochenende hinweg halten und somit ein Ausrufezeichen setzen. Bei seinem Serien-Einstand erfüllte Klaus Ludwig als Viertschnellster im heckgetriebenen Mercedes 190E 2.5-16 Klasse 1 von und mit Markus Wüstefeld sämtliche Erwartungen. Mehr war mit der 350-PS-Version angesichts des fehlenden Allradantriebs nicht möglich.
Im abschließenden Qualifying am frühen Samstagmorgen setzten sich aber auch Richard Weber mit dem 1991er-MM-Diebels-BMW M3 E30 Sport Evolution und Volker Strycek mir dem 1990er-Ex-Irmscher-Opel Omega in Szene. Der Nürburgring-Grand-Prix-Kurs war gegenüber dem Vortag durchgehend nass, die Rundenzeiten stiegen im Schnitt um bis zu acht Sekunden an. Als Schnellste der Abschlusssitzung zeigten Weber und Strycek jedoch, dass sie mit dem typischen Eifel-Wetter am ehesten zurechtkamen. Am Samstag griff auch Christian „Toto“ Wolff in das Geschehen ein. Der 45-jährige Mercedes-Sportchef knüpfte mit dem 1991er-Mercedes 190E 2.5-16 Evo aus dem Fundus des werkseigenen Museums an seine Karriere als schneller GT-Pilot auf Porsche und anderen Fabrikaten an. Zuletzt hatte Roland Asch das grün-weiße Original-Exemplar des Debis-Zakspeed-Teams bei der 90-Jahr-Feier des Nürburgrings im Juni 2017 ausgeführt. Im Rennen belegten Wolff und Jens Thiemer den achten Gesamtrang. In ihrer Klasse kamen sie auf den guten dritten Rang. Außerhalb ihrer Möglichkeiten bewegten sich Jörg Hatscher und Thorsten Stadler mit ihren C-Klassen von Mercedes-Benz. Nach einem Wechsel des Reifenpartners rutschten die Tabellenersten mehr oder weniger haltlos umher, und ihre Hoffnung auf ein Abtrocknen der Piste blieb gänzlich unerfüllt.
Vielmehr regnete es vor dem Rennen über 40 Minuten am Samstagnachmittag noch einmal kräftig. Mit einer Gischtfontäne in seinem Heck stürmte Stephan Rupp im TV-Spielfilm-Alfa von Giancarlo Fisichella auf und davon, gefolgt von Richard Weber mit dem Diebels-M3. An dieser Reihenfolge sollte im weiteren Verlauf der Partie nicht mehr zu rütteln sein. Stimmung kam hingegen auf den Plätzen drei und vier auf, die mit Klaus Ludwig und Volker Strycek zwei alte DTM-Haudegen unter sich aufteilten. Die Entscheidung fiel zu Ungunsten von beiden, wie sich gleich nach der obligatorischen Wechselphase zur Rennmitte herausstellen sollte. Zuerst erwischte es Ludwig nach der Übergabe an Fahrzeugbesitzer Markus Wüstefeld. Dieser drehte sich und wurde rechts vom nachfolgenden Dr. Michael Vogt an der Hinterachse getroffen – das Aus für beide. Regenspezialist Strycek, noch dazu von einer weichen Fahrwerks-Abstimmung für die Nürburgring-Nordschleife begünstigt, sah nun im roten Opel Omega Evo 500 wie der sichere Drittplatzierte aus. Doch ausgerechnet der erste Titelträger in der kombinierten Geschichte von DPM (Deutsche Produktionswagen-Meisterschaft, 1984-85) und DTM (Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft, 1986-95) überfuhr bei der Ausfahrt aus der Box die der Rennleitung überaus wichtige weiße Linie. Die Konsequenz: Strycek musste mit dem 1994 für den Veedol-Langstreckenpokal Nürburgring neu aufgebauten Opel Omega abermals die Box anlaufen, um seine Strafe abzusitzen. Damit war der verdiente Sprung aufs Podium außer Reichweite, statt dessen wurde es noch der sechste Rang.
Trotz seines Missgeschicks zeigte sich der gebürtige Essener bei der Siegerehrung im alten Fahrerlager des Nürburgrings mit sich und der (Rennsport-)Welt im Reinen. Im Interview mit Rainer Braun, der noch einmal durch das Programm des Renntages führte, äußerte er: „Ich weiß, dass sich viele Opel-Fans, und nicht nur die, den schwarzen Cliff-Calibra aus der ITC 1996 hier bei den Tourenwagen Classics wünschen würden. Ich laufe auch jeden Morgen am Siegerwagen der ITC 1996 von Manuel Reuter vorbei, denn mein Büro liegt gleich gegenüber von unserem Museum. Wir haben zurzeit bei Opel allerdings ganz andere Aufgaben zu bewältigen, und der rote Omega ist doch wohl auch geil, oder?“ Für diese rhetorische Frage erntete er ebensoviel Applaus wie seine früheren DTM-Kollegen Klaus Ludwig, Christian Danner – und Ellen Lohr, die ebenfalls vorbeischaute und miterlebte, wie Thorsten Stadler ihr 1994er-Einsatzauto auf falschem Reifenmaterial sicher über die Distanz brachte und Schadensbegrenzung betrieb. Mit 100 Punkten behielt Stadler die Tabellenführung. Jörg Hatscher, sein Teamgefährte bei Intax Motorsport, kam auf dem Nürburgring auf den fünften Platz – und in der Tabelle bis auf drei Zähler an Thorsten Stadler heran! Zwischen den beiden Mercedes-Piloten muss am ersten Oktober-Wochenende auf dem Hockenheimring die Entscheidung im Titelrennen fallen, und dabei wird es spannend zugehen! An dritter Position in der Tabelle rechnet sich Volker Schneider (Ford Sierra RS Cosworth) ebenfalls noch gute Chancen aus. Schon zum dritten Mal in diesem Jahr spannte der einstige DTM-Privatier auf Ford Mustang mit Marc Hessel zusammen.
Yannick Trautwein durfte sich auf dem Nürburgring nicht nur über den dritten Gesamtrang freuen, sondern auch über den Sieg in der Zweiliter-Konkurrenz. Mit Timo Hochwind/Bernd Knoch sowie Gerhard Füller komplettierten weitere Piloten eines BMW 320i den guten Eindruck, den die STW-Abordnung hinterließ. Jannis Bernd machte sich unterdessen sein Geburtstagsgeschenk selbst: Der Daimler-Pilot mit dem markanten Backenbart verbuchte zum Wiegenfest einen weiteren Erfolg in der Klasse 5 für DTC- und Gruppe-N-Tourenwagen. In der Meisterschaftstabelle machte er einen Satz auf Rang fünf nach vorne. Dasselbe gilt für Richard Weber, der als Gesamtzweiter zugleich die Klasse beherrschte und ordentlich Punkte kassierte. Der Rosenheimer liegt zwischen Volker Schneider und dessen Namensvetter Volker Strycek im Zwischenklassement an vierter Stelle. Ebenfalls verbessern konnte sich Michael Schneider als Klassenerster der Gruppe A mit dem Ford Sierra Cosworth im historischen Würth-Wolf-Design. Er rangiert auf dem neunten Tabellenrang vor Ralph Bahr, nach Unfallpech vor vier Wochen mit dem seriennahen Gruppe-N-BMW M3 am Start und an zehnter Stelle der Punktwertung.
Fazit: Auch der dritte diesjährige Auftritt der Tourenwagen Classics im DTM-Unfeld hat nach der Serien-Präsentation in Hockenheim im Mai und dem emotionalen Saisonhöhepunkt auf dem Norisring Anfang Juli deutlich gemacht, dass die neue Kult-Rennserie für klassische Renntourenwagen mehr ist als ein fahrendes Geschichtsbuch. Sie kann mit spannendem Sport und guter Stimmung im Fahrerlager zur Zukunftssicherung der aktuellen DTM beitragen.
Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome Netzwerkeins
Background Story – die Hintergrundgeschichte zu diesem Bildbeitrag
Das kleine Schwarze – ich besitze es bis heute: ein kleines, schwarzes Antibeschlagtuch mit kleinen, aufgedruckten Hubschraubern im Gelb des ADAC. Geschenkt hatte es mir ein Fotografenkollege an einem denkwürdigen Samstag bei der DTM auf dem Nürburgring. Mit mitleidiger Miene hatte er dabei zugesehen, wie ich verzweifelt versuchte, meine nagelneue Nikon df vor dem Eifelregen zu schützen. Es war erst das dritte Fotoshooting mit meiner Vollformat-SLR im Retro-Design der alten Nikon FM2 und mein erster Einsatz bei einem Rennen mit dem europaweit drittletzten Gehäuse dieser exklusiven Baureihe. Eigentlich hätte ich sie gleich in die Vitrine legen sollen, aber ich wollte ja unbedingt “meine” Tourenwagen-Klassiker damit einfangen. Außerdem wusste ich nicht, ob Body und 2001 neu erworbene 300-Millimeter-Festbrennweite aus gleichem Hause überhaupt zueinander passen würden. Das galt es, unter Beweis zu stellen. Na ja – und einen Redaktionsauftrag hatte ich auch nicht, sieht man einmal von einem Kurzauftritt als Streckensprecher-Aushilfe in den frühen Morgenstunden ab. Kurzum: Die Nummer war für nix gut, und gerade deshalb musste sie sein. Aber gleich die ganze Kamera deswegen ruinieren? Das war auch kein guter Plan, und mit dem herannahenden Starterfeld in den Ohren schwante mir dies. Einfach einpacken, aus dem Nass flüchten, die Ausrüstung ins Trockene bringen? Nö, das war keine Option, die alte Begeisterung für den Rennsport, die war noch immer da! Der Kollege neben mir schien sich in mein Dilemma hineinversetzen zu können, er reichte mir das rettende Tuch und fügte noch ein “kannste behalten!” hinzu. Ich war sprachlos, obwohl ich um 8.40 Uhr in der Frühe noch eben diese bunten Altwagen angesagt hatte. Ich bedankte mich artig und wandte mich begeistert dem zu, was ich mir seit der Saison 1980 selbst beigebracht hatte: Rennwagen knipsen. Ich war zweifach glücklich in diesem Moment, und blieb noch bis zum Porsche Carrera Cup. In den folgenden Jahren hatte ich nicht mehr die Gelegenheit, mit der Kamera am Streckenrand zu stehen und meine Begeisterung ins rechte Licht zu rücken. Filmen würde ich die alten Renner auch allzu gerne, vielleicht geht das ja bald mal (wieder).
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