Nach zwei Jahren Abwesenheit kehrten die Tourenwagen Classics, kurz TWC, am Wochenende an den Salzburgring zurück. Auf dem Hochgeschwindigskeitskurs im Nesselgraben vor den Toren der Mozartstadt in Österreich traten die Klassiker aus DTM und STW zu ihrer vorletzten Punktrunde an. Mit dabei: das Revival Team Vogelsang mit Ralph Bahr, Rennsport-Legende Harald Grohs und dem 1987er Vogelsang-BMW M3. Mit dem zweiten Klassenrang brachte sich das Team aus dem Vest Recklinghausen in eine aussichtsreiche Position um den Titelgewinn. Die Devise lautet: Alles ist noch möglich!
Die Schlagzeilen:
Führungswechsel: Ein zweiter Rang in der hart umkämpften Klasse 3 für Gruppe-A-Tourenwagen vor dem letzten und entscheidenden Rennen lässt Ralph Bahr und Harald Grohs nun vom Titelgewinn träumen.
Geschlossene Teamleistung: Das Fahrerduo Ralph Bahr und Rennsport-Legende Harald Grohs präsentierten sich so homogen wie nie. Der im Vorfeld mehrfach geprobte Fahrerwechsel zur Rennmitte erwies sich als konkurrenzfähig.
Langläufer-Qualitäten: Auch bei seinem dritten Einsatz erweist sich der kürzlich in Betrieb genommene Austauschmotor als haltbar, drehzahlfest und leistungsstark. Das Resultat: eine problemlose Fahrt.
Lang übersetzen oder kurz, hohe Drehzahlen riskieren oder Gas wegnehmen? Diese Frage ruhte über dem sechsten Einsatz des Revival Teams Vogelsang während der laufenden Saison, dem vorletzten des laufenden (Renn-)Jahres. Harald Grohs, mit der Routine aus fast fünf Fahrzehnten im Motorsport ausgestattet, riet zur kürzeren Variante und versprach, sich an alle Drehzahlvorgaben zu halten. Im Gegenzug stand sowohl ihm, dem 74-Jährigen, als auch Ralph Bahr ein BMW M3 zur Verfügung, der besonders lebhaft aus den engen Schikanen des Salzburgrings heraus beschleunigte. Der Hochgeschwindigkeitskurs verbindet beides miteinander: enge Kurven und sehr schnelle Passagen, die vor genau 30 Jahren, bei der DTM 1988 an gleicher Stelle, zu einer Unfallserie führten. Viermal musste das Rennen der Tourenwagen-Bundesliga nach teilweise wilden Crashes damals abgebrochen und neu gestartet werden. Harald Grohs war mittendrin, und so wusste er: Es ist die beste Strategie, sich aus allem herauszuhalten. So empfahl der gebürtige Essener nach dem fünften Gesamtrang im ersten Qualifying am Samstagnachmittag: „Lasst uns das Auto im zweiten gezeiteten Training einfach stehenlassen – es ist klüger, die Teile zu schonen und für das Rennen kein Risiko einzugehen!”
Gesagt, getan. Mit dem Ergebnis, dass bei der sauerstoffreichen Umgebungsluft des Sonntagmorgens noch zwei Konkurrenten am BMW M3 E30 vorbei schlüpften und somit der siebte Startplatz zu verzeichnen war. Startfahrer Ralph Bahr und der zur Rennmitte beim Pflicht-Boxenstopp eingewechselte Harald Grohs legten sich, bereits im Hinblick auf die bald anstehende Entscheidung in der Meisterschaft, eine Taktik zurecht: Das schnelle BMW 635 CSi Coupé der Saarländer Gebrüder Jürgen und Peter Schumann konnte wie vorhergesehen am Start getrost vorbeiziehen, da sich beim schwereren Sechser erfahrungsgemäß nach Runde zehn erster Brems- und Reifenverschleiß bemerkbar mache und ein Zurückrunden ermöglichen würde. So gelang es Ralph Bahr dann auch in Runde acht, sich seinen Platz zurückzuholen. Dasselbe galt für Gaststarter Michael Menden aus Essen. Er hatte nur sporadisch Meisterschaftszähler gesammelt, auch er sollte zumindest in der stets kritischen Startphase passieren können. Die bisherigen Protagonisten im Titelrennen um die Klasse 3, der Niederländer Marc Seesing (BMW M3) und der Schwabe Jannis Bernd (Mercedes 190E), fehlten, da sie als national eingeschriebene Bewerber in Salzburg keine Punkte holen durften. Es kam, wie es im Einsatzteam Derichs Rennwagen aus Mayen in der Eifel im Vorhinein besprochen worden war: Ralph Bahr ließ sowohl Marcus Menden als auch die Gebrüder Schumann ziehen. Er reihte sich mit sehr guten Rundenzeiten, die nur eine halbe Sekunde über denen des Referenzfahrers Harald Grohs lagen, in die Spitzengruppe ein und wartete ab.
Mit einer weiteren List hatte das Traditionsteam der Vogelsang Automobil GmbH auf die Qual der (Reifen-)Wahl reagiert. Die Dunlop-Slicks, die bereits auf dem Dünenkurs von Zandvoort – das Rennen was frühzeitig abgebrochen worden – in den Niederlanden 14 Tage zuvor zum Einsatz gekommen und damit gerade erst angefahren waren, erwiesen sich als richtige Bestückung neben der Strategie des Abwartens, denn: Bei Halbzeit gaben sowohl Michael Menden (Differenzialschaden) als auch die Gebrüder Schumann (Radlager) das Rennen vorzeitig auf. Nach gut verlaufenem Pflicht-Boxenstopp ging der eingewechselte Harald Grohs zurück in den Wettbewerb. Diszipliniert hielt sich der Langstrecken-Vizeweltmeister des Jahres 1981 auf Porsche 935 an das vereinbarte Drehzahllimit bei 8.200/min, effektiv und schnell drehte er seine Runden, um auf dem zweiten Klassenrang ins Ziel zu kommen. Gegen die Urgewalt eines Ford Sierra RS Cosworth mit offenem Vierzylinder-Turbomotor ohne Luftmengen-Begrenzung konnte auch er in den langen Volllast-Passagen nichts ausrichten, ohne das Material einer Zerreißprobe auszusetzen. Ein Positionswechsel hätte auf das Geschehen in der Meisterschaftswertung allerdings auch keine Auswirkung mit sich gebracht, da der in der Klasse 3 führende Turbo-Ford bisher keine Punkte einfahren konnte und damit keine Ansprüche auf einen den vorderen Schlussränge geltend machte. Michael Schneider und sein Vater Volker fuhren als Gesamtvierte zum Klassensieg, Ralph Bahr und Harald Grohs als Gesamtfünfte zum zweiten Platz – und das brachte der ProAm-Paarung die Tabellenführung ein.
Beim Saisonfinale auf dem Hockenheimring wird sich bei voll besetztem Feld und vor voll besetzten Zuschauerrängen weisen, wer im Rennen um die Meisterschaft die Oberhand behält – in Klasse 3, wohlgemerkt. Das Revival Team Vogelsang hat sich im Rennen vor dem Fallen der letzten Zielflagge in die allerbeste Ausgangsposition gebracht.
Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome Netzwerkeins
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Revival Team Vogelsang 2018: drei Generationen Tourenwagen-Rennsport zu neuem Leben erweckt – Playlist.
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