Keine Autostunde vom Teamsitz in Schönefeld-Rotberg unweit des Flughafens Berlin Brandenburg entfernt liegt der Lausitzring. Am vergangenen Wochenende war die im Jahr 2000 neu eröffnete Rennstrecke der Schauplatz gleich mehrerer Premieren. Nicht nur der reformierte DTM Classic Cup feierte seinen Einstand. Auch die Classic-Abteilung von Mücke Motorsport überraschte mit einer unerwarteten Feuertaufe. Der über den Winter grundlegend revidierte Opel Calibra V6 4×4 des Jahrgangs 1995 feierte seinen Einstand mit einer Pole Position und souveräner Führungsarbeit im ersten von zwei Rennen. Den Siegerpokal fuhr jedoch ein anderer Tourenwagen-Klassiker aus dem Süden Berlins ein – und wie er das tat!
Die Schlagzeilen:
Packendes Finale mit triumphalem Ausgang: Ronny Scheer setzt sich mit dem Ford Sierra RS 500 Cosworth in einem Vierkampf um den Sieg durch.
Glanzlichter für den Klasse 1-Opel mit Allradantrieb: Der 1995 von Keke Rosberg in der DTM und ITC gefahrene Calibra V6 4×4 begeisterte die Fans.
Arbeitsreiches Rennwochenende: Mücke Motorsport erstmals auf sämtlichen Plattformen der DTM mit hochkarätigen Boliden dreier Marken am Start.
„Wir starten hier praktisch in unserem Wohnzimmer“, stellte Seniorchef und Unternehmensgründer Peter Mücke auf dem Lausitzring fest. Weniger als 100 Kilometer vom Teamsitz entfernt zeigte die Classic-Abteilung im Schulterschluss mit der Einsatzmannschaft aus dem aktuellen Rennsport ihre unvergleichlich große Bandbreite. Dass dabei auch noch ein Sieg heraussprang, war dem rechtsgelenkten Ford Sierra RS 500 Cosworth des Dresdener Piloten Ronny Scheer zu verdanken. Der einstige Motorrad-Rennfahrer aus der 500-ccm-Klasse war an allen drei Veranstaltungstagen bestens sortiert. Dabei musste er im Freien Training am Freitag zunächst einen heiklen Augenblick überstehen, als beim Anbremsen der rechte Vorderreifen kollabierte. „Als ich noch mit der 500er unterwegs war“, berichtete er im Anschluss, „entschied eine winzige Drehbewegung am Gasgriff über viele PS mehr oder weniger. Damals habe ich ein Feingefühl entwickelt, von dem ich heute im Sierra des Jahrgangs 1990 profitieren kann – einfach zu beherrschen ist der nämlich nicht, auch nicht mit vier intakten Reifen.“ Zum Glück hielten sich die Karosserieschäden in Grenzen, bis zum Qualifikationstraining am Samstagmorgen konnte der über 500 PS leistende Meisterschaftswagen von der britischen Insel wieder perfekt instandgesetzt werden.
In beiden Sitzungen am Freitag und am Samstagmorgen stand der Opel Calibra V6 4×4 mit Stefan Mücke am Volant im Mittelpunkt. Einerseits war dies auf die Präsenz des bis zum vorletzten DTM-Lauf der Saison 1995 eingesetzten Originalfahrzeugs zurückzuführen, andererseits auf eine starke Performance. Der Leiter des Classic-Betriebes und ehemalige DTM-Berufsfahrer legte an beiden Tagen die schnellsten Rundenzeiten vor und ging als der große Favorit in das erste Rennen über 25 Minuten plus eine zusätzliche Runde. Ronny Scheer startete von Position drei, nachdem vor dem Samstagstraining noch das Reifenfabrikat gewechselt worden war. Leider war seine Fahrt wenige Meter nach der Freigabe des ersten Sprintrennens des DTM Classic Cups bereits beendet. Ein Flansch der Kardanwelle riss unter Volllast ab und führte den frühen Ausfall herbei. So lag es an Stefan Mücke, mit dem Opel das Klassement anzuführen. Seinen Vorsprung baute er bis auf mehr als eine Minute auf den Zweitplatzierten aus, ehe er aufgrund ansteigender Kühlwassertemperatur in der vorletzten Runde ausrollen lassen musste. „Es galt, Größeres zu vermeiden“, kommentierte Mücke, der auch am Sonntagmorgen im zweiten Qualifying keine Entwarnung geben konnte. Nach fünf Installationsrunden zog er den neu ins Rennen gebrachten Opel für das verbleibende Wochenende zurück.
So lag es an Ronny Scheer, vom fünften Startplatz ausgehend, einen abschließenden Versuch zu wagen. In einer kampfbetonten Partie gelang es ihm, drei nachrückende BMW-Piloten, unter ihnen die alten DTM-Hasen Marc Hessel und Kris Nissen, hinter sich zu halten. Besonders die drei Schlussrunden waren an Dramatik kaum zu überbieten, Scheer bewies jedoch Nervenstärke und triumphierte – der erhoffte Heimsieg für Mücke Motorsport Classic. In vier Wochen steht im italienischen Imola der zweite Doppellauf des DTM Classic Cups auf dem Programm, dann allerdings für die automobilen Schätze der Deutschen Rennsportmeisterschaft (DRM). „Wir werden in der Emilia Romagna mit unserem Ford Zakspeed Capri Gruppe 5, dem Ford Escort BDA und aller Wahrscheinlichkeit nach auch mit einem Porsche Carrera RSR Gruppe 4 vertreten sein“, gewährt der Vielbeschäftigte einen Ausblick in die nähere Zukunft. Wir werden Sie weiterhin auf dem Laufenden halten.
Verantwortlich für den Inhalt: netzwerkeins GmbH, Carsten Krome
Fotografie: DTM Classic Cup
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Erleben Sie das zweite Rennen des DTM Classic Cups auf dem Lausitzring noch einmal in voller Länge:
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