“Glück ist leicht” (Roger Marcel Cicero Ciceu, * 6. Juli 1970; † 24. März 2016)
© Carsten Krome, 6. September 2021
Mir ist ja wirklich bewusst, dass ich den 6. September nicht immer in den Bergen verbringen kann – so wie in den beiden zurückliegenden Jahren 2020 und 2021. Dabei komme ich gerade erst aus den Bergen zurück. Die ersten vier Tage im September 2022 habe ich in Arosa im Schweizer Kanton Graubünden verbringen dürfen, mehr als 50 Stunden am Stück auf 1.770 Metern über dem Meer. Da sollte der Höhenluft-Akku erst einmal voll sein, denkt man.
Doch in Wirklichkeit kann der Duft von offenem, unbehandeltem Holz im warmen Sonnenlicht auch zur Passion werden. Immer wieder rufen die Berge, selbst wenn der Preis die immer gleichen, langen Nachtfahrten über die Kurven und Kuppen der A7 in Richtung Kassel sind. Meist läuft in den letzten, müden Nachtstunden am Lenkrad ein Vortrag von Reinhold Messner, dem für mich besten Erzähler aus der Welt der Berge, die ich nur selten von oben betrachtet habe. Dafür war und bin ich nicht geschaffen.
Und so ergab es sich, dass ich den größten Glücksmoment erleben durfte, als ich wieder einmal die Berge von unten betrachtete – staunend, mit der roten Nikon in der Hand, auf Seehöhe. Gut, es war nicht das Meer, sondern der immerhin 603,3 Meter über dem selbigen gelegene Königssee. Die Idee, heute vor einem Jahr mit dem Elektroboot nach Sankt Bartholomä zu gleiten und dem Echo der königlich-bayerischen Bordtrompete zu lauschen, entstand sehr spontan. 1972 einmal dort mit den Eltern gewesen, war es 49 Jahre später plötzlich an der Zeit, das Ganze zu wiederholen.
Ich hatte meine allerbeste Wander- und Lebensgefährtin Peti bei mir – und im Herzen jene, die nicht (mehr) mitreisen konnten, aus den unterschiedlichsten Gründen: meine Mutter Renate zum Beispiel, die 1972, beim ersten Mal, noch mit von der Partie gewesen war. Und doch begleitete sie diese außergewöhnliche Seefahrt. Denn, einmal in Sankt Bartholomä angekommen, ergab sich etwas (Lebens-)Entscheidendes, gänzlich Ungeplantes, letztlich Überfälliges: Etwas, das bleibt. Auch an jenen (Geburts-)Tagen, die nicht in den Bergen passieren. Sondern, heute später am Tag, in einem Alten- und Pflegeheim. Denn einer der beiden Begleiter meiner ersten Seefahrt über den Königssee 1972 ist noch immer da. Zwei Kugeln Eis hat er sich gewünscht zur Feier des Tages. Glück kann so leicht sein. Wenn man es annimmt und in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen: Allen, die heute so wie ich Geburtstag haben, wünsche ich einen gesegneten Tag!
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