Rock Steady // Felsenfest
Paddock Stories im historischen Fahrerlager des Nürburgrings
Der Rheinpfälzer Fahrzeugdesigner Roger Kaege hat es wieder getan. Seine neueste und vielleicht perfekteste Kreation zeigt sich im Original-Farbton „Felsengrün metallic 699“, den wahre Kenner der Sportwagenmarke Nummer eins mit dem Typ 928 der Modelljahre 1987/88 in Verbindung bringen. Felsen, die ins Grünliche tendieren: So ein Farbschema passt natürlich gut zur Eifel, zum Nürburgring. Und so kam es an einem der seltenen Test(sonn)tage der DTM im Sommer 2022 zum Stelldichein im 1927 eröffneten Alten Fahrerlager der „Grünen Hölle“. Dort hat der Kaege Retro in „Rock Green“ gewissermaßen seine zweite Heimat gefunden – Zeit für eine Paddock Story!
(Textauszug aus werk1® 01.2023) … allein Roger Kaege ist vor Ort, er hat seine neueste Kreation mitgebracht. „Ist gerade erst fertiggeworden“, sagt er und schaut auf das „Felsengrün metallic 699“, in dem die zum überwiegenden Teil aus Karbonfaser bestehenden Rundungen gehalten sind. Der zur Schau gestellte Hang zur Perfektion ist atemberaubend. Rein technisch betrachtet, greift auch dieser Kaege Retro das 2016 bereits formulierte Grundkonzept auf. Der Gebläse-luftgekühlte Sechszylinder-Boxermotor verzichtet auf eine Turbo-Aufladung und ist in Maßen leistungsgesteigert, um in jeder Werksvertretung der Sportwagenmarke Nummer eins gewartet und gegebenenfalls auch repariert werden zu können. Roger Kaege legt Wert auf Internationalität, großen Wert. Er tut dies aus gutem Grund, denn seine automobile Zeitreise – der strapazierte Begriff des Backdatings scheint nicht angemessen zu sein – wird in aller Welt nachgefragt.
Darin liegt die Parallele zum weltberühmten Nürburgring und seinem alten, historischen Fahrerlager, in dem 2011 zuletzt aufgearbeitete Garagentore und Tanksäulen den einmaligen Rahmen bilden. Große Namen von Stefan Bellof bis Jackie Stewart sind da zu lesen, das „Felsengrün metallic 699“ des neu interpretierten Neunelfers entspricht dem Schiefergestein der Region. Mit der Kamera in der Hand das Leben genießen – das funktioniert hier, an dieser Stelle, ausnehmend gut! Erste Cabriofahrer rollen herbei, sie steigen mit einem Lächeln auf den Lippen aus, interessieren sich, stellen Fragen – auch nach der Marktperspektive des Musterbeispiels höchster automobiler Baukunst. Ja, es haben ähnliche Preziosen auf internationalen Versteigerungen erstaunliche Erlöse erzielt. Der Rest liegt im Auge des Betrachters, wie es auch bei einem historischen Rennwagen als Anlageform oft genug zu beobachten ist. „Das Ausschlaggebende an unserem Kaege Retro Nummer 17“, so formuliert es der Spiritus Rector, „ist seine Einfarbigkeit. Wir haben die an diesem Fahrzeug gebotene Vielfalt durch die verschiedensten Werkstoffe erzielt.“
Weiter führt Roger Kaege aus: „Wir haben gewebtes Leder, wir haben gewebten Stoff, wir haben perforiertes Leder, wir haben Alcantara, wir haben lackierte Zifferblätter, wir haben lackierte Schalteinheiten, wir haben alles in einer Farbe, das sieht meiner Meinung nach sehr spektakulär aus, obwohl es alles eben auch einfarbig ist.“ Und so ist sein Ausflug aus dem beschaulichen Stetten in der Rheinpfalz an den meist lauteren Nürburgring kein Selbstzweck, sondern Teil eines Rituals in den Tagen vor der Auslieferung an den Kunden. „Bevor ein solches Fahrzeug ausgeliefert wird, fahren wir 800 bis 1.000 Kilometer, damit wir wirklich jede Kleinigkeit, die irgendwo noch auftreten könnte, ausmerzen können. Unser Kunde weiß, dass er die nächsten 15.000 oder 20.000 Kilometer an seinem Auto erst einmal nichts mehr tun muss.“ Und woher rührt eigentlich die Liebe zum Nürburgring? Roger Kaege blickt zurück in die neunziger Jahre, als er ein leidenschaftlicher Motorradfahrer gewesen ist: „Mit der Erweiterung meiner Firma ging das Ganze irgendwann auf Autos über – Sportwagen vorrangig. Inzwischen fahre ich nur noch zum Hobby.“
Und wann hat die Idee, einen Kaege Retro zu verwirklichen, nun so ganz genau angefangen? Die erstaunliche Antwort lautet: „Eigentlich bereits im Jahr 2010. Der Typ 997 war damals aktuell, und es war mir klar, dass es da nicht mehr allzu viel zu verbessern gab. Klar war auch, dass mit jeder nachfolgenden Modellgeneration der Spielraum für Verbesserungen nochmals kleiner werden würde. Daraufhin stand für mich als Besitzer einer vergleichsweise kleinen Werkstatt fest, dass ich mir etwas einfallen lassen musste. Also besann ich mich eines schönen, klassischen Neunelfers, der einfach nicht älter wird – das ist nämlich das Positive: Wenn man heute einen Neuwagen kauft, hat man in spätestens fünf Jahren ein technisch und vom Design her überholtes Auto. Wenn man heute aber einen Kaege Retro kauft, hat man in fünf Jahren immer noch ein schönes, zeitloses Modell. Und das wird auch so bleiben – unsere Kreation wird nicht alt, mit der besten luftgekühlten Technologie in Verbindung mit modernsten Materialien ist das sozusagen ein Auto fürs Leben.“
( … to be continued … )
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