Michael Lyons (33, GEBHARDT Motorsport): Rot, rot, rot … sind alle meine Rennsportwagen.
Sonntag, 14. April 1991, Hockenheimring: Beim Rennsport-Festival, dem einstigen Jim-Clark-Rennen, gastierte nicht nur die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM). Zu dieser Zeit gleichbedeutend: die Interserie, die das Flair des großen, internationalen Sportwagen-Racings ohne den Status einer Weltmeisterschaft in die Stadien brachte. Promoter Paul Goppert motivierte nicht nur die einheimischen Porsche-Rennställe, sondern wusste auch mit US-amerikanischen Schwergewichten aufzuwarten. Ein Einheimischer, der sich mutig zu den Protagonisten gesellte: Fritz Gebhardt. Der Fördertechnik-Unternehmer aus dem nur wenige Kilometer entfernten Sinsheim nutzte das Heimspiel, um eine Neuvorstellung zu lancieren.
Der Gebhardt C901 war am Vorabend des Renntages enthüllt worden: eine Schönheit mit Zukunftspotenzial. Konzipiert von Johann Knapp, zeichneten elegante, fließende Linien den Hoffnungsträger aus. Ein Fünfzylinder-Reihenmotor von Audi sollte für den Vortrieb sorgen. Mit dem charakteristisch tönenden Aggregat hatte Gebhardt bereits seit 1987 Erfahrung. Damals vollzog er den Umstieg vom Ford-Cosworth-Motor und begann mit Akteuren wie dem furiosen Hellmut Mundas aus Wiesbaden, die Porsche 962 C herausfordern. Der modernere Chassis- und Aerodynamik-Ansatz sollte die Lücke endgültig schließen.
Als Rennen fahrender Freund und Kunde stand der Mailänder Geschäftsmann Gianpiero Moretti bereit. Der Italo-Amerikaner hatte die Marke MOMO erschaffen und pflegte ein ausgeprägtes Faible für die US-amerikanische IMSA-Serie. 1989 vertraute er Fritz Gebhardt den Einsatz eines Porsche 962 C an, 1991 kam es zur planmäßigen Wachablösung.
Zurück zum Gebhardt C901, der heute von einem Ford-Cosworth-Motor angetrieben wird: Ihn steuert heute der 33-jährige Brite Michael Lyons. Er ist 1991 zur Welt gekommen – wie sein schöner, MOMO-roter Gruppe C. Seit den Rennen des ADAC-Prototype Cups 2024 auf dem Nürburgring saß er auch im gleichfarbigen MOMO-Ginetta G61 von GEBHARDT Motorsport. Er teilte sich das Cockpit ab dem Nürburgring-Termin im August mit Routinier Sven Barth, der im Duqueine D08 weniger Bewegungsraum vorfand als im Ginetta. Beim Saisonfinale auf dem Sachsenring kam das Duo auf dem hervorragenden vierten Platz ins Ziel: ein erster gemeinsamer Erfolg mit dem Siegerpodium in Reichweite.