42 Jahre jung und kein bisschen hitzeempfindlich: Peter und Stefan Mücke bewiesen in der Sommerhitze der italienischen Emilia Romagna, dass es ihrem Zakspeed Ford Capri turbo auch bei 37 Grad Celsius Außentemperatur zum Siegen nicht zu warm wird. Vater und Sohn waren mit dem 1980 für die Deutsche Automobil-Rennsportmeisterschaft gebauten Gruppe 5-Boliden in den beiden Läufen des DTM Classic Cups eine Klasse für sich. Mit zwei souveränen Siegen bescherten sie dem mehr als 500 leistenden Vierzylinder-Turbo manchen Prognosen zum Trotz ein lupenreines Ergebnis. Der Einsatz zweier weiterer Kundenpiloten auf grundverschiedenen Fabrikanten sorgte für ein arbeitsreiches Rennwochenende unter der Sonne des südeuropäischen Landes.
Die Schlagzeilen:
In König Ludwigs Jagdrevier: Peter und Stefan bescheren dem 1980 bis 82 von Klaus Ludwig pilotierten Gruppe-5-Capri zwei lupenreine Start-Ziel-Siege.
Wechselhaftes Wochenende: Kundenpilot Malte Müller-Wrede scheidet mit dem Porsche Carrera RSR Gruppe 4 (FIA-Homologation 3053) vorzeitig aus.
Ausfall der überhitzten Zündbox: Ulrich Klösser muss den bildschönen Hundeknochen-Ford Escort BDA kurz vor dem Fallen der Zielflagge ausrollen lassen.
Es waren wahrscheinlich die heißesten Rennen der Saison: Beim ersten von drei diesjährigen Event-Wochenenden des DTM Classic Cups mit dem populären Revival der Deutschen Automobil-Rennsportmeisterschaft (DRM) in Imola herrschten Außentemperaturen jenseits der 37 Grad Celsius. Für den 1.860 Kubikzentimeter großen Vierzylinder-Turbomotor des Zakspeed Ford Capri turbo des Jahrgangs 1980 war dies ein besonderer Härtetest, denn das 560 PS bei vollem Turbo-Ladedruck leistende Hochleistungs-Aggregat ist aus thermischer Sicht nicht ganz unkritisch. Vater Peter und Sohn Stefan Mücke, die den Gitterrohrrahmen-Boliden des Ford-Konstrukteurs Thomas Ammerschläger elf Jahre lang eigenhändig in den Ursprungszustand zurückversetzten, mussten all ihre Erfahrung einsetzen, um den Auftritt in der italienischen Emilia Romagna zu einem Erfolg zu führen. Mit der richtigen Mischung aus Speed und Taktik schlug das Generationenteam aus Berlin gleich zweimal zu.
Peter Mücke machte am Samstag den Anfang. Nach dem Qualifying am Morgen eigentlich an erster Stelle klassiert, sah er sich auf den elften Startplatz zurückversetzt. Hintergrund: ein Überholmanöver unter roter Flagge. Der Routinier nahm die Herausforderung an und arbeitete sich konsequent zurück an die Spitze nach vorne. Dort einmal angekommen, blieb er bis zum Fallen der Zielflagge in Führung: der erste Sieg im ersten von zwei separat gewerteten Läufen. Während der Schlussphase nahm Mücke senior ein wenig Tempo heraus, um das sensible Material zu schonen. Stefan Mücke legte im Qualifying zum zweiten, gleichsam punktberechtigten Rennen am Sonntagmorgen mit einer Rundenbestzeit von 1:45.224 Minuten eindrucksvoll nach. Der ehemalige DTM-Pilot lieferte auf diesem hohen Niveau auch im zweiten Sprint über 25 Rennminuten plus eine Runde am Sonntagnachmittag ab. Wie der Vater am Vortag, so siegte sonntags auch der Sohn: ein doppelter Erfolg, der manche Zweifler Lügen strafte. “Wir haben schon etwas Turbo-Ladedruck zurückgenommen”, dokumentierte Stefan Mücke. “Natürlich kann man ihn nicht ganz zurückdrehen, ein bisschen Boost muss schon noch sein.”
Davon konnte Mücke-Classic-Kundenpilot Ulrich Klösser zu keinem Zeitpunkt ausgehen. Sein Ford Escort BDA ist noch älteren Datums, weniger radikal ausgebaut – aber ebenso bildschön. Der steingraue Renntourenwagen im historischen “Broadspeed”-Design ist mit gut 285 PS aus einem Zweiliter-Saugmotor – ohne Turbo-Aufladung – ausgerüstet. Auf der 4.909 Meter langen Strecke schickte Klösser sich an, im ersten Renndurchgang am Samstag einen Platz unter den ersten Zehn der Gesamtwertung anzupeilen. Kurz vor dem Fallen der Zielflagge rollte er am Streckenrand aus. Erste Diagnose im Fahrerlager: Ausfall der Zündbox aufgrund der hohen Außentemperaturen. Auch Malte Müller-Wrede konnte die Distanz mit dem Porsche Carrera RSR 3.0 nicht in Gänze genießen. Nach dem Befahren eines Kerbs musste der Berliner die schnelle Fahrt mit dem umgerüsteten Gruppe-3-Langstreckenrenner aufgrund einer defekten Antriebswelle kurz vor dem Fallen der Zielflagge beenden.
Bereits am übernächsten Wochenende setzt sich das Programm des DTM Classic Cups auf dem Nürnberger Norisring fort, dann allerdings zunächst mit den etwas jüngeren Tourenwagen-Klassikern der siebziger und der achtziger Jahre. Die automobilen Berühmtheiten der Deutschen Rennsportmeisterschaft kommen dann erst wieder auf dem Nürburgring Ende August in zwei weiteren Doppelläufen zu ihren Ehren.
Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome, netzwerkeins GmbH
Fotografie: Gruppe C Photography, Tim Upietz
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