Der “Strolch” … er nennt sich ja selbst gerne so … feiert Geburtstag, einen runden noch dazu: eine der unzähligen Anekdoten aus dem Rennfahrer-Leben des Essener Originals.
Von Carsten Krome
Angelika Grohs, geborene Langner, Haralds stets präsente, bessere Hälfte, hatte in der Erwartung des großen Tages nach Anekdoten gefragt, nach Kabinettstückchen … und damit eine harte Aufgabe gestellt: Wie soll der Mensch denn auch aus 1.000 Episoden auswählen können, aus Lausbubenstreichen der Güteklasse eines selbstverständlich auf Schwarz-Weiß gedrehten Heinz-Rühmann-Films – war das nicht auch ein berühmter Sohn der Stadt Essen, in der ich Mitte bis Ende der neunziger Jahre eine unbeschwerte Zeit beim Radio erleben durfte?
Doch, mir kommt da ein besonderes Kapitel in den Sinn, und das hat etwas einem Bild zu tun, dass es bis jetzt leider nur als Diapositiv gibt. Ich habe es niemals digitalisieren lassen, aber gestern fiel es mir plötzlich in die Hände – zufällig oder auch nicht. 1997 ist es entstanden, im Fahrerlager des Hockenheimrings. “Hasse ´ne Kamera mit?”, hatte Harald mich gefragt, als er mich bei der FIA-GT-Meisterschaft als Neuankömmling für Peter Wyss und Motorsport aktuell bei der Arbeit entdeckte. Klar hatte ich meine Nikon mit und fragte, wozu das Ganze denn gut sei. “Komm’ doch mal schnell!”, wies er mich an und stiefelte sogleich im Stechschritt voran, in einem gelben Overall mit dem roten Markenzeichen einer mitteldeutschen Bierbrauerei. “Aber der fährt hier doch gar nicht?!”, schoss es mir durch den Kopf.
Doch dann steuerte er geradewegs auf einen Supercup-993 mit mächtigem Heckflügel zu, der in der Frühjahrssonne posierte wie ein Platzhirsch. Das war sie also, die schöne, große Welt des Profi-Sports, endlich, nach elf Jahren, war ich angekommen! Was mich nun aber irritierte, war die Beklebung des feuerroten Boliden mit Micky Maus und anderen Helden aus dem Disneyland Paris. Die Frage nach einem neuen Sponsor muss mir auf der Stirn gestanden haben, insgeheim auch die Aussicht auf einen damit verbundenen Großauftrag. Harald, aus den unterschiedlichsten Gründen ein Menschenkenner, entkräftete den unausgesprochenen Verdacht mit einem “Nee, nee, nee – dass is nur für einen guten Freund, für den habe ich das extra machen lassen, ohne Wenn und Aber, ich brauch bloß ein Foto davon!”
Also gut – ein Film war noch drin, den Hauptdarsteller habe ich vor das leicht eingeschlagene Vorderrad postiert und ihn angewiesen, mit dem Finger elegant auf das Felgenhorn zu zeigen. Sah toll aus im Sucher, war eben nur nicht digital. So fiel mir die Sache mit den falschen Schuhen – oder sollte ich Straßentreter dazu sagen? – erst Tage später in Essen-Rüttenscheid auf, auf dem Parkstreifen vor dem Color Studio 27. Da hatte ich den Film zum Entwickeln hingegeben. Ein Fachlabor natürlich, der Würde des Motivs angemessen. Dabei kam ein Bild heraus, das man damals keiner Redaktion anbieten konnte: Ein Rennfahrer im vollen Ornat, mit schickem Rennelfer, aber ohne die richtigen, feuerfesten Schuhe? Heute würde das Bild für Furore sorgen, damals passte das aber nicht zur Mentalität der Zeit. Ich hatte einfach nicht darauf geachtet, auf dieses scheinbar so unwichtige Detail.
Und so musste ich kleinlaut diese berühmte Handynummer anrufen, mit der noch berühmteren Auto-Ansage: “Grohs, hallo, ich bin zurzeit leider nicht im Fahrzeug, aber … ”
Jahre später fiel mir einer von Haralds Leitsprüchen ein: Barfuß oder Lackschuh? Da erkannte ich, dass die Sache mit dem verkehrten Schuhwerk eigentlich eine Lektion fürs Leben war. Es kommt auf so vieles zur gleichen Zeit an in diesem Metier, und am Ende sind wir alle doch nur … Menschen. Harald ist immer Mensch geblieben, mit einem Sinn für die Großen und für die Kleinen. Vielleicht liegt das daran, dass er das Leben von beiden Seiten kennengelernt hat. Wenn Menschen von diesem Schlag ein gewisses Alter erreichen, so sind sie nicht alt, sondern höchstens ein bisschen weise.
Und wenn es dieses Jahr zu dem einen oder anderen Gastspiel kommt bei den Tourenwagen Legenden, kann Harald meinetwegen einen grünen Schuh mit einem roten Treter und einer blauen Zipfelmütze kombinieren. Die Hauptsache ist, dass er uns noch lange erhalten bleibt. Und Du, liebe Angelika, als Dompteurin dieses einmaligen Originals, natürlich auch!
Mit den besten Grüßen, auch von Petra, Thorsten und den Tourenwagen Legenden bin ich
der Carsten, die olle Quasselstrippe