Die Schlagzeilen:
Stimmungsvolle Installation: Die Tourenwagen Classics machen bereits zum dritten Mal während der laufenden Saison auf dem Nürburgring Station – diesmal jedoch im historischen Fahrerlager.
König Ludwig gibt sich die Ehre: dreifacher DTM-Champion Klaus Ludwig (67) feiert seinen Serien-Einstand mit einem Mercedes 190E 2.5-16 Klasse 1 von Markus Wüstefeld (46) aus Duderstadt.
Weichenstellungen im Titelrennen: Norisring-Sieger Thorsten Stadler (47) kann den Vorsprung weiter vergrößern, Jörg Hatscher, Volker Schneider und Jens Böhler wollen das genaue Gegenteil.
Bereits zum dritten Mal während der laufenden Spielzeit der Tourenwagen Classics gastiert die neue Kult-Rennserie für klassische Tourenwagen auf dem Nürburgring. Zuletzt war das von Ex-DTM-Star Marc Hessel, von Ralph Bahr sowie von Alexander Ferreira getragene Championat vor vier Wochen auf dem Eifelkurs zugegen. Der Anlass damals: der 45. AvD-Oldtimer-Grand-Prix, dem Stephan Rupp mit dem 1996 im International Touringcar Championship (ITC) eingesetzten Alfa Romeo 155 V6 ti seinen Stempel aufdrückte. Nach langer Pechsträhne trug der Unternehmer aus Landshut den zuletzt von Giancarlo Fisichella gefahrenen Allrad-Boliden unbeschadet über die 40-Minuten-Distanz und gewann. Diese Erfolgsmeldung rief Christian Danner auf den Plan. Der Sohn des Unfallforschers Professor Max Danner stieg Ende der siebziger Jahre über den Renault-5-elf-Pokal und die Deutsche Automobil-Rennsport-Trophäe in die Formel-2-Europameisterschaft und schließlich sogar in die Formel 1 auf. Mit Alfa Romeo erlebte die Karriere des Sympathieträgers aus München in DTM und ITC ihre Fortsetzung. Inzwischen ist Danner einem Millionenpublikum als sachkundiger Fernseh-Kommentator bekannt. Bei den Tourenwagen Classics erlebt er nach einem ersten Auftritt auf dem Salzburgring im vergangenen Jahr seinen zweiten Start auf dem Alfa Romeo von Stephan Rupp. Im ersten freien Training am Freitagmittag setzten Rupp und Danner ein frühes Ausrufezeichen: Mit 3,8 Sekunden Vorsprung auf Anton “Toni” Werner im erneut bestens sortierten Audi 80 Quattro Turbo-Prototypen der Klasse 1 waren sie klar die Trainingsschnellsten. Freilich fiel in der Schlussphase der auf 20 Minuten angesetzten Trainingssitzung zunehmend Sprühregen; die beiden Allrad-Fahrzeuge im 24-Wagen-Feld waren eindeutig im Vorteil.
Als erstaunlich konkurrenzfähig erweisen sich zwei STW-BMW 320i der Baureihe E36 mit ihren rund 285 PS starken Zweiliter-Motoren. Yannick Trautwein, einer der Youngster im Cockpit, ging aus der ersten Trainingssitzung als überraschender Dritter hervor. Gerhard Füller folgt mit einem baugleichen BMW 320i E36 an insgesamt sechster Stelle. Beide Zweiliter-Protagonisten rahmen zwei große DTM-Legenden ein: Klaus Ludwig auf Rang vier und Volker Strycek an fünfter Stelle. Beide Piloten repräsentieren vier Titelgewinne in der Deutschen Produktionswagen-Meisterschaft sowie in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft. Strycek war 1984, gleich im ersten Jahr der Tourenwagen-Bundesliga, erfolgreich. Ludwig legte 1988, 1992 und 1994 nach. Außerdem war der dreimalige Sieger der 24 Stunden von Le Mans auf Porsche als 50-jähriger der älteste Sieger eines DTM-Rennens. Dies ergab sich im Jahr 2000 auf dem Sachsenring. Inzwischen 67-jährig, ist der 38-fache DTM-Laufsieger noch einmal hungrig auf Erfolge. Gemeinsam mit Fahrzeugbesitzer Markus Wüstefeld, der einen Mercedes 190E 2.5-16 der Klasse 1 mitbringt, führt “König Ludwig” die Fraktion der Hecktriebler an – oder geht da sogar noch mehr? Dem wollen Tabellenführer Thorsten Stadler (47, Mercedes-Benz C-Klasse ex-Ellen Lohr) und der Tabellenzweite Jörg Hatscher (56, Mercedes-Benz C-Klasse ex-Jan Magnussen) etwas entgegensetzen. Grundsätzlich befinden sich ihre Klasse-1-Boliden im unmittelbaren Vergleich mit dem Wüstefeld-Benz auf einem noch höheren Entwicklungsstand. Es wird sich weisen, wie die Auseinandersetzung der Mercedes-Generationen unter möglicherweise regnerischen Wetterverhältnissen ausgehen wird. Im ersten freien Training präsentierten jedenfalls Ludwig/Wüstefeld den schnellsten Tourenwagen im Zeichen des Sterns. Gleich in seinem Windschatten platzierte sich Volker Strycek mit dem 1990 erstmals in der DTM eingesetzten Opel Omega, der nachträglich auf den “Evo 500” Stand gehoben und ab 1995 im Veedol-Langstreckenpokal genutzt worden war. Nach 20 Jahren Standzeit reaktivierte Strycek, ein Racer mit Leib und Seele, den feuerroten Opel-Viertürer. Auf dem Norisring vor zehn Wochen feierte Strycek ein stimmungsvolles Comeback.
Mit Marc Hessel, zum dritten Mal mit Volker Schneider im roten Ford Sierra RS Cosworth aktiv, Altfrid Heger, wie bereits am Norisring mit dem 1991er-Bigazzi-BMW M3 E30 Sport Evolution von Kurt Gföhler und Toto Wolff (1991er Mercedes 190E 2.5-16 Evo), greifen weitere Prominente in das Geschehen ein. Nach seinem Trainigsunfall vor Wochen auf dem Nürburgring ist auch Ralph Bahr, nach seinem Auftaktsieg im dänischen Aarhus mit dem BMW M3 E 30 der erste Tabellenführer der Saison, wieder mit von der Partie, und das nicht nur als organisatorischer Mitgestalter der Tourenwagen Classics. Der 46-jährige Kaufmann aus Wiesbaden startet diesmal im seriennahen BMW M3 30 der Gruppe N. Fazit: Die Vorzeichen stehen günstig für einen heißen Herbst – auch wenn die Eifel diesmal ihre kalte Schulter zeigt.
Nachsatz aus dem ersten von zwei Qualifikationstrainings am späten Freitagnachmittag: Bei anhaltend rutschigen Streckenverhältnissen behielten die Klasse-1-Allradler von Stephan Rupp/Christian Danner und Anton Werner unverändert die Nase vorn. Yannick Trautwein bestätigte gleichsam seinen dritten Rang im Zwischenklassement. Jörg Hatscher indes gelang mit dem 1996er-ITC-Mercedes-Benz Klasse 1 ein großer Sprung auf den vierten Rang, noch vor Klaus Ludwig und Markus Wüstefeld mit dem 190er, von dem sich der Ex-Meister begeistert zeigte. Am Samstagmorgen um 8.20 Uhr setzt sich das Programm der Tourenwagen Classics mit dem zweiten Qualifying fort, das Rennen findet ebenfalls am Samstag statt: Um 17.25 Uhr fällt die Startflagge zum 40-Minuten-Wettbewerb. Über den Ausgang der fünften Partie werden wir selbstverständlich aktuell berichten.
Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome