Rückblende: Nur wenige Tage nach dem denkwürdigen Erscheinungstag der ersten Druckausgabe von „Porsche Scene Live“ am 9. August 2002 brach ich zu einer Bergerlebniswoche ins Grenzgebiet von Allgäu und Tirol auf. Ich hatte nicht nur den zu diesem Zeitpunkt schon 21 Jahre alten Rucksack und die Wanderschuhe bei mir, sondern auch meinen 1987 gebauten Porsche 944 S. Alte und neue Wege wollte ich damit unter die Räder nehmen, vollkommen frei von vorgefassten Plänen. Ich befand mich in Entdeckerlaune und nahm mir vor, den sperrigen Allgäuer Hauptkamm zu umrunden, ihn von allen Seiten und Himmelsrichtungen zu betrachten – und landete so an einem unbekannten Ort. Ganz oben, auf fast 2.000 Metern Meereshöhe in einem hochalpinen Szenario, an der Rückseite des Großen Widdersteins, mit der Steiganlage auf den Gipfel stets im Blick.
Das schier Unbegreifliche daran: Ich saß noch immer in meinem eigenen (Sport-)Auto, öffnete das targa-Dach, ließ die warme Sommerluft herein, kurbelte den Fahrersitz nach hinten, fingerte meine Mentholzigaretten herbei, schaute in den Himmel über mir, qualmte, genoss, schwärmte, fand das Leben hier oben ungewohnt leicht – und kam erst 17 Jahre später eher zufällig zurück. Am Montag nach dem Jochpass Oldtimer Memorial 2019 fiel mir die alte Momentaufnahme aus dem Jahr 2002 plötzlich wieder ein. Ich beschloss, ein paar Tage länger als geplant im Allgäu zu bleiben und in Tirol und Vorarlberg nachzusehen. Ich fragte mich ernsthaft, ob es die alten Traumstraßen noch geben würde und fuhr nach der Mittagszeit einfach los. Zur Sicherheit hatte ich so eine oberschlaue Navigations-App bemüht, die mich nun weitsichtig davor warnte, dass die gewählte Route neben unzähliger Kurven vor allem Grenzübertritte enthalte. Da hatte ich Lust drauf, auch wenn das Werkzeug für die Grenzübertritte inzwischen ein VW New Beetle mit “ein bisschen Krawall” war!
Im Abendlicht, abends um halb sieben am Ziel angekommen, fand ich einen veränderten Platz vor. Vieles hier oben war nun moderner, mehr der Zeit entsprechend, auch mehr Sicherheit vermittelnd und weniger Wildheit, aber immer noch eins: ein faszinierender Kraftort. Ernsthaft, die Kraft hier oben, sie wurde augenblicklich spürbar! Gleich gegenüber, auf der anderen Seite der einzigen Bergstraße, die in ihrer Verlängerung bis hinunter an den Bodensee führt, entdeckte ich Holzarbeiter. Sie hatten ihr Baustellenradio mitgebracht, aus dem ein Lied erklang, mit dem ich bis zu diesem Augenblick rein gar nichts anfangen konnte oder wollte: Ich und österreichische Volks-Rock’n’Roll-Musik, vorgetragen von einem Barden namens Andreas Gaballier? Ich doch nicht, niemals! Es vergingen nur wenige Minuten, bis ich “Hodiodioooodiooodie, Hodiodioooodiooodie, Hodiodioooodiooodie, Hodiodiodieee” bei Google eingegeben und mir auf dem Smartphone – oder war es ein Tablet damals? – noch einmal angehört hatte. So geht Veränderung, ohne jeden Anflug von Hokuspokus, wenn man nur bereit ist dazu und offen.
Und genauso offen steuerte ich das 300 Jahre alte Bergsteigerhotel am Wegesrand an, das ich schon immer bei der Weiterfahrt im linken Augenwinkel wahrgenommen hatte. Schemenhaft und auch ein bisschen geheimnisvoll. Heute aber wollte ich tiefer eintauchen, hinter die Eingangstür blicken – und fand mich inmitten einer Komposition aus Tradition und Moderne, aus Einfachheit und treffsicher austariertem Luxus wieder: Nichts hier drinnen war auch nur eine Spur zu viel oder auch nur ein kleines bisschen übertrieben. Es gab sogar Tiefgaragen-Stellplätze, einen hübschen Clubraum mit Ausblick, überhaupt die ganzen unaufdringlichen Annehmlichkeiten eines Wellness-Hotels an einem Ort, an dem ich früher allenfalls uralte Geister vermutet hätte. Der freundliche Hüttenwirt, pardon, Hauseigentümer, zeigte mir dann noch frisch modernisierte Suiten – und ich hatte eine Idee, die ich anschließend nie mehr los werden sollte: Hier, genau hier oben, wollte ich Freunde, Verrückte im positiven Sinne, Leute wie ich selbst, am soeben Erlebten und Gesehenen teilhaben lassen. Ich stellte mir gemeinsame Abende unter Sportfahrern vor, eine fröhliche Einkehr am Wegesrand, den Ausblick auf einen der schönsten Gipfel der nördlichen Kalkalpen, den vom Zerfall bedrohten Hochvogel, eine spektakuläre, überdachte Passstraße – dazu Kurven, Kurven und noch mehr Kurven.
Der Weg hinab in den Bregenzerwald glich minutenlang der Rückführung von einem Bergrennen. Und ich begriff sofort, wie dumm es doch gewesen war, zwar so einen Hama-Saugnapf für die Windschutzscheibe besorgt zu haben, aber keine passend konfigurierte Filmkamera bei mir zu haben. Und so pfiff der Fahrtwind an mir vorbei, ohne dabei aufgezeichnet zu werden. Die Seitenscheiben waren immer noch unten, außer mir war niemand in den Serpentinen unterwegs: Ich war eins mit mir und vor allen Dingen war ich nicht allein, sondern: Ich war frei. Ich kehrte beflügelt in meinen Alltag zurück, frisch, mit neuer Energie und neuen Impulsen. Meine Reiseroute, die ich gegen Ende der neunziger Jahre – vor dem Porsche 944 – mit einem Ford Fiesta XR2i aus dem Cup bei Regen und bei Nebel ausgeknobelt hatte, führte mich wie selbstverständlich über vier Alpenpässe. Ja, es war auch eine ziemliche Kurbelei am Lenkrad, aber ich hätte nicht geglaubt, wieviel Freude sie bringt. Manchmal habe ich mich für einen kurzen Moment genau so gefühlt wie damals im Urlaub mit meinen Eltern in der Sommerfrische – man kann dieses Gefühl der eigenen Jugend zurückgewinnen, neugierig sein, ohne dabei mit dem Messer zwischen den Zähnen durch irgendeine unbedeutende Kurvenkombination zu säbeln. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Das habe ich nämlich nicht gemacht, nur lustig war’s zwischendurch. Lustig, aber eben niemals grenzwertig. Die Wegbeschreibung hatte mit ihrem Hinweis auf die Grenzüberschreitungen vielleicht etwas anderes vermuten lassen.
Fazit: Zusammen mit guten Freunden über diese Traumstraßen ziehen, mal sportlicher, mal beschaulicher – ein Wochenende lang, vom Freitagnachmittag bis zur geordneten Abreise am Sonntag nach der Mittagszeit, bei fair aufgeteilten Kosten: Daraus ist eine Idee geworden. Doch dann kam dieses Ding namens Corona und verschob den Plan ins Unendliche, drei Sommer lang. Jetzt ist Schluss damit, denn dort oben in der Gemeinde Warth-Hochkrumbach wartet die Welt nicht ewig auf uns. Wir sollten uns auf den Weg machen, wir alle gemeinsam. Mögliches Motto: Das wollte ich Euch unbedingt mal gezeigt haben! Wer kommt mit? Verantwortlich für den Inhalt: netzwerkeins GmbH, Carsten Krome
Hinweis: Die Sommersaison startet am 21. Juni und endet am 3. Oktober 2024.
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